Wurzel-Behandlung
Wurzelbehandlung
Zähne sind lebendig
Wenn Sie lachen,
dann sieht man Ihre Zähne, aber nur die oberste Schicht des Endes, das in den Mundraum hineinragt: die Zahnkrone, die mit Schmelz überzogen ist. Schmelz besteht aus Mineralien und ist komplett schmerz-unempfindlich.
Für festen Halt
ihrer Zähne sind die Wurzeln zuständig. Die Wurzeln sehen Sie nicht, denn sie ragen in Ihren Kieferknochen und sind über feine Fäserchen im Knochenfach verankert. Die Zahnwurzeln bestehen aus Zahnbein.
Ganz innen drin
befindet sich das Zahnmark ( = Pulpa). Jede Wurzel hat mindestens einen Kanal, der mit Bindegewebe, Nerven und Blutgefäßen gefüllt ist. An der Wurzelspitze ist eine kleine Öffnung, durch die die Pulpa mit dem übrigen Körper in Verbindung steht.
Wenn ein Kariesloch bis ins Zahnmark reicht
Entzündung
Dann können Bakterien aus der Mundhöhle in das Markgewebe vordringen und eine Entzündung anzetteln. Entzündungen gehen immer mit einer erhöhten Durchblutung einher. Im übrigen Körper würde das Gewebe anschwellen. In der Pulpa geht das aber nicht, denn der Raum ist sehr beengt und ringsum sind harte, unnachgiebige Dentinwände.
Schmerz
Eine massive Reizung durch Entzündung des Pulpengewebes führt zu heftigen, anfallsartigen Spontanschmerzen, die oft pulssynchron pochen oder wellenförmig quälen.
Heißes läßt sich gar nicht mehr aushalten. Spülungen mit kaltem Wasser verschaffen manchmal noch eine gewisse Linderung für ein paar Sekunden.
Gewebsuntergang
Irgendwann lassen die Schmerzattacken nach. Das bedeutet aber leider nicht, dass nun alles wieder gut ist. Das Pulpengewebe hat den Bakterienangriff nur nicht überlebt. Die Bakterien besiedeln den Hohlraum im Inneren des Zahnes und vermehren sich ungebremst. Ihr Immunsystem kommt da nicht mehr hin. Denn totes Gewebe wird nicht durchblutet.
Aufbissempfindlichkeit
Über die feine Öffnung an der Wurzelspitze können die Bakterien aus dem Zahninneren in den umgebenden Knochen gelangen und diesen reizen. Es entsteht eine Entzündung im Knochen um die Wurzelspitze herum. Beim Zubeißen wird der Zahn gegen den entzündeten Knochen gedrückt. Das ist unangenehm.
Eiter
Flammt die Entzündung an der Wurzelspitze auf und wird akut, dann entsteht Eiter. Das tut richtig weh.
Mit ein bißchen Pech sucht sich die Eiterung einen Weg und kann sich je nach Abwehrlage manchmal sogar innerhalb weniger Stunden über den Kieferknochen bis ins Weichgewebe ausbreiten.
Abszess
Besonders schmerzhaft ist es, wenn der Eiter zwischen Knochen und Knochenhaut sitzt. Wenn der Eiter die Knochenhaut durchdringt, läßt der Schmerz etwas nach, aber es entsteht ein Abszess, eine „dicke Backe“. Abszesse können schwerwiegende Komplikationen verursachen.
Deshalb schnell zum Zahnarzt.
Was tun?
Vorbeugung
Damit es gar nicht erst zu solch schlimmen Komplikationen kommt, beugen Sie der Caries vor durch:
- sorgfältiges Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahncreme
- selten Zucker
- regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der Zahnarztpraxis
Gegen die Schädigung des Zahnmarkes durch Trauma können Sie vorbeugen, indem Sie bei unfallträchtigen Sportarten einen geeigneten Zahnschutz tragen.
Füllungstherapie
Lassen Sie kariöse Stellen füllen. Je früher desto besser. Deshalb nehmen Sie Ihre Termine zur Vorsorgeuntersuchung bitte regelmäßig wahr. Wenn Sie warten, bis der Zahn weh tut, ist das Loch meistens schon ordentlich groß.
Wenn die Karies schon bis zum Zahnmark reicht und das Gewebe der Pulpa hochgradig entzündet oder gar schon abgestorben und bakteriell besiedelt ist, dann reicht eine Füllung nicht mehr aus.
Auch die Einnahme eines Antibiotikums allein beseitigt das zugrunde liegende Problem nicht. Nach Absetzen flammt es wieder auf.
Beseitigung der Ursache
Man kann den Zahn ziehen.
Dann ist die Ursache beseitigt.
Zurück bleibt eine Lücke…
Alternativ kann der Zahn oft durch eine Wurzelkanalbehandlung erhalten werden. Dabei wird das lebende, schmerzhaft entzündete unter Betäubung oder auch das abgestorbene und bakteriell besiedelte Gewebe in dem betroffenen Zahnkanal entfernt, der Bereich gereinigt und zum Abschluss wieder aufgefüllt.
Die Behandlung der Wurzel
Jedes Jahr, in dem ein wurzelbehandelter Zahn seinen Dienst tut und nicht durch Zahnersatz ersetzt werden muss,
ist ein Gewinn für Ihre Lebensqualität.
Vorteile der Wurzelbehandlung
Eine Wurzelkanalbehandlung ist schwierig durchzuführen, aber der Zeitaufwand lohnt sich:
- Der natürliche Zahn wird erhalten und steht fest an seinem Platz im Kiefer.
- Der eigene Zahn sieht genauso aus wie seine natürlichen Nachbarn – ein optischer Pluspunkt.
- Es wird keine weitreichendere Behandlung und damit möglicherweise aufwendiger Zahnersatz notwendig.
- Sollte später einmal eine Brücke über verlorengegangene Nachbarzähne notwendig werden, bietet der eigene Zahn eine hervorragende Stütze.
Einsatz feinster Instrumente
Um den Wurzelkanal von allen Geweberesten zu befreien, werden winzige Instrumente eingesetzt. Im Laufe des zeitraubenden Prozesses werden immer einen Hauch stärkere Instrumente genommen, bis der Wurzelkanal so erweitert ist, daß er überhaupt in der Lage ist, eine Füllung aufzunehmen.
Wenn die Wurzeln gerade stehen, ist die Aufbereitung des Wurzelkanals zwar aufwendig, aber leichter zu bewerkstelligen. Das ist aber nicht immer der Fall. Die Natur hat auch bei den Zahnwurzeln eine große Vielfalt an Formen hervorgebracht. Die Behandlung von gebogenen Wurzelkanälen ist immer schwierig, kann länger dauern und gelingt auch nicht in allen Fällen.
Längenbestimmung
Um den gesamten Kanal sauber aufbereiten zu können, muss der Zahnarzt wissen, wo genau der Kanal zu Ende ist. Bereitet man zu kurz auf, bleiben Gewebsreste und/oder Bakterienansammlungen zurück. Übertreibt man es, dann stochert man im Knochen herum. Das soll nicht sein!
Röntgenmessaufnahme
Ein feines Instrument wird in den hohlen Wurzelkanal gesteckt und dieser Bereich geröntgt.
elektrometrische Längenbestimmung
Das Gerät gibt einen Piepton, wenn die Wurzelspitze erreicht ist. Diese Methode ist oft genauer als das Röntgen und erspart überflüssige Strahlung.
Ablauf
Moderne Verfahren bieten heutzutage die Möglichkeit, eine Wurzelbehandlung so gut wie schmerzfrei durchzuführen. Meist reicht eine örtliche Betäubung aus.
Wir eröffnen den Zahn und entfernen das entzündete Gewebe aus den Wurzelkanälen. Dann bestimmen wir die Kanallänge und bereiten die Kanäle für die Wurzelfüllung vor. Die Kanäle werden anschließend mit einer Wurzelfüllung versiegelt – so soll verhindert werden, daß erneut Bakterien eindringen und eine Entzündung verursachen. Abschließend wird der Zahn mit einer Füllung oder einer Krone versorgt.
Moderne Technik
Wurzelkanäle sind oft haarfein und stark verästelt. Das macht die Behandlung so anspruchsvoll. Denn nur, wenn alle Kanäle gefunden werden und sämtliche Bakterien und Gewebereste aus ihnen entfernt werden, ist eine dauerhafte Entzündungsfreiheit möglich. Moderne technische Hilfsmittel erhöhen die Chance auf eine erfolgreiche Wurzelbehandlung deutlich – und damit die Chance auf langfristigen Zahnerhalt.
Zu den empfehlenswerten Verfahren bei einer Wurzelbehandlung zählen zum Beispiel die elektronische Messung der Wurzelkanallänge oder die Aufbereitung der Wurzelkanäle mit rotierenden Instrumenten.
Überweisung zum Spezialisten
Enorme Vorteile bietet zudem das OP- oder Dentalmikroskop: Dank der stark vergrößerten Sicht können alle Wurzelkanäle besser gefunden und präziser gereinigt werden. Die Behandlung erfolgt zudem schonender, da der Zahnarzt genauer arbeiten kann.
Bei sehr schwierigen Behandlungsfällen überweisen wir Sie zum Endodontologen weiter, der über ein solches Operationsmikroskop verfügt.
Überholte Vorurteile
Viele Vorurteile über die Wurzelbehandlung sind längst überholt! Insbesondere, wenn sie mit modernen Verfahren durchgeführt wird, ist sie eine erfolgversprechende und absolut lohnenswerte Behandlungsmethode – und die einzige Alternative zum Zahnziehen.
Auch wer Schmerzen befürchtet, kann ganz beruhigt sein. Aufgrund des schonenden Vorgehens reicht eine örtliche Betäubung in aller Regel aus, um die Behandlung nahezu schmerzfrei durchzuführen.
Was bezahlt die Krankenkasse?
Nur bei erhaltungswürdigen Zähnen
Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten für eine Wurzelbehandlung nur, wenn der Zahn als erhaltungswürdig eingestuft wird. Besonders bei den hinteren Backenzähnen ist das nicht ohne weiteres der Fall. Bei ihnen wird eine Wurzelbehandlung in der Regel nur übernommen, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:
Bedingungen für Backenzähne
- Der Backenzahn steht in einer vollständigen Zahnreihe ohne Lücke.
- Die Behandlung verhindert, dass die Zahnreihe einseitig nach hinten verkürzt wird.
- Durch die Behandlung kann vorhandener Zahnersatz erhalten werden.
Für alle Zähne gilt:
Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen keine Therapieversuche mit unklaren Erfolgsaussichten. Auch für die Anwendung spezieller Behandlungstechniken kommen sie in der Regel nicht auf.
Für Fälle, in denen die Krankenkasse die Kosten für eine Wurzelbehandlung nicht übernimmt, besteht die Möglichkeit, die Behandlung als private Leistung durchführen zu lassen.
Die Wurzelspitzenresektion, also das Abtragen der Wurzelspitze, die Entfernung des entzündlich veränderten Gewebes und der bakteriendichte Abschluss des Wurzelkanals übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung im Front- und Seitenzahnbereich.
Extraktionen ebenfalls.