Kofferdam

Was ist das denn?

Bestandteile

Der Kofferdam besteht aus

  • einem Gummituch (für Latex-Allergiker gibt es latexfreie Alternativen),
  • einem Spannrahmen
  • und einer Befestigungsklammer.

Anlegen

Mit einer Lochzange werden ein oder mehrere Löchlein in den Gummi gestanzt. Dann zieht man das Gummituch über die Zähne, klipst zur Befestigung eine Halteklammer an einen Zahn und spannt den Gummi mit dem Spannrahmen auf.
Auf diese Weise wird der zu behandelnde Zahn vom restlichen Mundraum abgeschirmt.

Zweck

Der Spanngummi verhindert einerseits den Zufluss von Speichel und den darin enthaltenen Bakterien, und andererseits können Spraywasser, übel schmeckende Stoffe und herausgebohrte Amalgamreste sofort abgesaugt werden, ohne in den Mundraum zu gelangen. Außerdem schützt das Gummituch vor dem Verschlucken oder Einatmen von Fremdkörpern.

Nachteile

  • Beschwerden durch den Druck der Halteklammern am Zahn
  • evt. Traumatisierung des Zahnfleisches
  • die Halteklammer verhindert, daß man den Mund schließen kann. Dadurch ist das Schlucken beeinträchtigt.
  • Kommunikationshindernis, Sprechen geht nicht
  • Mundatmung ist nicht möglich, deshalb ist eine freie Nasenatmung Voraussetzung.
  • Kontraindikation bei Epilepsie, Klaustrophobie, Asthma, Atemwegsobstruktionen, Schnupfen

Vorteile der Kofferdam-Technik

  • absolute Trockenlegung des Zahnes ohne Zutritt von Speichel
  • dadurch besserer Verbund bei Adhäsivtechnik zwischen Zahn und Restauration
  • und verbesserte Sichtverhältnisse
  • sterile Verhältnisse in der sonst unsterilen Mundhöhle
  • kein Einatmen oder Verschlucken von Kleinteilen, Krankheitserregern, Flüssigkeiten oder Instrumenten.
  • Mund und Rachen bleiben verschont vor Stoffen, die Reizungen oder Allergien auslösen
  • kein Spraywasser im Mund
  • auf Watterollen kann verzichtet werden
  • mehr Platz für die Zunge
  • psychologische Distanzierung vom Geschehen („Ich auf meiner Seite, der Zahn und der Zahnarzt auf der anderen Seite“)

Einsatzgebiete

Kofferdam - seit über 150 Jahren in Gebrauch

Erfindung

Zu Zeiten, als es noch keine Absauganlagen gab, war es schwierig, im nassen Mund unter trockenen Bedingungen Zahnfüllungen zu legen.

Am 15. März 1864 war der New Yorker Zahnarzt Sanford Christie Barnum total frustriert über das Einlaufen des Speichels bei der Restauration eines unteren Backenzahnes „in einem Munde, so nass, als ob das Wasser aus Rohren schieße“.

Man muss sich nur zu helfen wissen

Halb verzweifelt schnitt er ein kleines Loch in eine dünne Ölhaut, stülpte den Gummischutz über den Zahn und schob einen kleinen Gummiring zur Sicherung über den Zahnhals. Mit dieser Gummiabdeckung hatte Dr. Barnum nun trockene Verhältnisse und konnte den Zahn vernünftig versorgen.

Zwei Monate später stellte er seine Erfindung der New Yorker Zahnärztevereinigung vor.

weltweite Verbreitung

Nur drei Jahre später wurde diese Gummiabdeckung, der Cofferdam (Coffer englisch: „wasserdichte Struktur im Schiffsbau“ und dam englisch: Deich, Damm), in Amerika und auch im Ausland weithin zum Trockenhalten der Zähne bei der Behandlung verwendet.

Erst als sich im 20. Jahrhundert Absauganlagen in der zahnärztlichen Praxis durchsetzten, geriet der Kofferdam zunächst in Vergessenheit.

Moderne Behandlungstechniken machen eine absolute Trockenlegung und perfekte Abschirmung notwendig.
Deshalb ist Kofferdam inzwischen wieder aus der Versenkung aufgetaucht und aus der modernen Zahnmedizin nicht mehr wegzudenken.

Feine Sache!

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