Antibiotika

Bedeutende Entwicklung der Medizingeschichte: Antibiotika

Was sind Antibiotika?

Antibiotika sind ursprünglich natürliche Stoffwechselprodukte von Pilzen oder Bakterien, die andere Bakterien hemmen oder abtöten können, und zwar schon in niedrigen Konzentrationen. Inzwischen sind auch künstlich hergestellte Antibiotika entwickelt worden, die so in der Natur nicht vorkommen.

Penicillin

ist das allgemein bekannteste Antibiotikum. Erst seit dem Zweiten Weltkrieg steht dieses Medikament der Medizin zur Verfügung. Davor waren bakterielle Infektionen sehr viel schwerer zu bekämpfen und gingen oft auch tödlich aus. (z.B. Kindbettfieber, Wundfieber)

Hilft das gegen alles?

Der Siegeszug der Antibiotika hat bei vielen Menschen die Erwartung geweckt, sie seien Allheilmittel. Leider ist das nicht der Fall. Sie sind nur bei bakteriellen Infektionen wirksam. Die verschiedenen Antibiotika wirken auch nicht pauschal gegen alle Bakteriensorten.

Nebenwirkungen

Wie alle Medikamente haben Antibiotika auch Nebenwirkungen und sollten deshalb nicht leichtfertig und ohne kritische Abwägung der Vor- und Nachteile eingenommen werden. Bitte nicht eigenmächtig nehmen!

Komplikationen

  • Allergien
  • Störung der Darmflora, Durchfälle
  • Pilzinfektionen
  • Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Resistenzen

Wenn Sie Antibiotika einnehmen müssen, dann hören Sie bitte nicht vorzeitig auf, nur weil die Symptome nachlassen. Sonst überleben Bakterien, denen der Wirkstoff dann nichts mehr ausmacht.

Missbrauch

In der industriellen Tiermast werden Antibiotika dem Futter beigemengt, um eine schnellere Gewichtszunahme zu erzielen. Einfach so – ohne dass die Medikamente wirklich notwendig wären. Das fordert Resistenzen geradezu heraus.

Umweltbelastung

In letzter Zeit werden immer mehr multiresistente Bakterien in der Umwelt festgestellt. Viele davon stammen aus der Massentierhaltung und finden den Weg über Mist und Gülle in die Umwelt zum Beispiel in Badegewässer, wo sie Menschen gefährden.

MRSA

Der multiresistente Keim MRSA entwickelt sich in Krankenhäusern weltweit zu einem immer größeren Problem. Viele haben ihn in Nase oder Rachen, ohne dass sie erkranken. Steckt sich ein geschwächter Patient damit an, kann das lebensbedrohlich sein, denn kaum ein Medikament hilft dagegen.

Als Verbraucher haben wir eine Einflussmöglichkeit, wenn:

  • möglichst viele Kunden auf das mit Antibiotika als Mastbeschleuniger produzierte Billigfleisch verzichten
  • wir gezielt beim Mezger nach Fleisch aus Beständen ohne Mastbeschleuniger fragen
  • wir Eier von glücklichen Hühnern kaufen
  • und wenn wir bereit sind, für hochwertige Nahrungsmittel ein bißchen tiefer in die Tasche zu greifen
Dann richtet sich der Markt irgendwann an der Nachfrage aus, und die Gefährdung durch resistente Bakterien aus der Massentierhaltung kann vielleicht doch noch eingedämmt werden.

Wogegen helfen Antibiotika nicht?

Antibiotika wirken nur gegen Bakterien. Nutzlos sind sie bei:

  • Pilzerkrankungen
  • Virusinfektionen wie Erkältungskrankheiten
  • Wurmerkrankungen
  • Protozoeninfektionen wie z.B. Malaria
  • nicht infektiöse Entzündungen wie Sonnenbrand oder Sehnenscheidenentzündung

In der Arztpraxis

Husten, Schnupfen, Heiserkeit

Erkältungen sind harmlose Infektionen, die normalerweise ohne Medikamente nach etwa einer Woche von alleine wieder verschwinden. Alles, was wir tun müssen, ist, unserem Immunsystem genügend Ruhe und Zeit zu geben, um mit den Erregern fertig zu werden.

Laut Gesundheitsreport

2016 haben knapp 27 Prozent der Beschäftigten, die erkältungsbedingt krankgeschrieben waren, Antibiotika verschrieben bekommen.
2008 waren es noch 38 Prozent.

Quelle: Gesundheitsreport 2017 der Techniker Krankenkasse.

Problematisch

Jedesmal, wenn ein Antibiotikum grundlos eingenommen wird, steigt das Risiko, dass Bakterienstämme dagegen unempfindlich werden. Wenn es wirklich darauf ankommt, kriegt man sie nicht mehr unter Kontrolle. Und dann kann es gefährlich werden.

Nutzlos

Erkältungen werden meistens durch Viren verursacht, und wir wissen ja nun, dass Antibiotika gegen Viren überhaupt nicht helfen. Ärzte wissen das auch, und trotzdem verordneten sie mehr als einem Viertel der Erkälteten eine Behandlung, die ihnen wohl eher geschadet als genützt hat.

Was läuft verkehrt?

Heutzutage haben wir keine Zeit mehr, uns auszukurieren und das Immunsystem seine Aufgabe erledigen zu lassen. Unseren Körper behandeln wir wie eine Maschine, die funktionieren soll. Wir werfen eine Pille ein und alles ist wieder okay. Das ist unsere Erwartungshaltung an den Hausarzt.

Was läuft noch verkehrt?

Ärzte, die uns das in unseren Augen obligatorische Rezept verweigern und nur empfehlen: „Gehen Sie nach Hause, ruhen Sie sich aus. Das geht von allein wieder weg.“ die sehen sich schnell endlosen Diskussionen ausgesetzt. Sprechende Medizin, Zeit nehmen, erklären, das wird von der Kasse aber nicht bezahlt.

Superinfektion

Gelegentlich schwächen die Viren den Organismus so stark, dass sich noch eine bakterielle Infektion hinzugesellt. Nur dann sind Antibiotika bei Erkältungen richtig.

Glückwunsch

Beglückwünschen Sie sich, wenn Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt Sie bei Ihrer nächsten Erkältung nur krank schreibt und nicht automatisch Antibiotika rezeptiert.

Darm - Sitz des Immunsystems

Es kann sogar sein, dass Ihr Immunsystem schneller mit den Viren fertig wird, wenn die Bakterienflora im Darm nicht durch die unnötigen Antibiotika abgetötet wird.

Der richtige Umgang mit Antibiotika

  • nur nehmen, wenn vom Arzt verschrieben (keine Selbstmedikation)
  • vorgeschriebene Dauer einhalten (kein vorzeitiges Ende der Einnahme)
  • nicht bei Erkältungskrankheiten verschreiben lassen (es sei denn, es käme eine bakterielle Entzündung hinzu)
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